Eine Geschichte in 5 Kapiteln

Ihr Plan war dann doch total in die Hose gegangen und sie musste improvisieren, weil das Café plötzlich Kopf stand.

Warum musste diese alte Dame auch ihren Dobermann mit ins Café nehmen und ihn zudem noch an gleich zwei Stühle leinen. Sie hasste Hunde. Diese aufdringlichen Schlabbermonster, die als erstes immer an ihr hochsprangen, egal, ob irgendein Herrchen oder Frauchen in der Nähe war und „Der tut nix!“ rief. Kein Hund lässt sich von seinem Besitzer sagen, ob er was tut oder nicht. Und hochspringen und Speichel absondern, das taten sie alle, ob gross oder klein. Jetzt also ein Dobermann im Café.

Zuerst war der komische Gärtner durch das halbvolle Café geschlurft. Er hatte nicht hier und nicht dorthin geschaut und bewegte sich mit traumwandlerischer Sicherheit zwischen Stühlen und Mensch hindurch, die Pflanzen wässern. Dann ging er hinaus und dekorierte die schon eingedeckten Tischchen um. Ihr war am Tag zuvor schon aufgefallen, mit welcher Genauigkeit und welcher Weltvergessenheit er winzigste Details beachtete und alles nach unsichtbaren Linealen ausrichtete.

Dann kam er wieder herein, unbemerkt von den Gästen. Er schien wirklich nichts um sich herum wahrzunehmen und näherte sich der Kuchenvitrine. Das war der Moment, in dem sie sich zu ihrer Kontaktperson an den Tisch setzte. Während der Begrüssung bemerkte sie aus den Augenwinkeln, wie der Gärtner anfing unbändig zu zittern. Unmenschlich zu zittern, krampfhaft und mit einem Anflug von Schaum im Mundwinkel.

Waff! Der Dobermann sprang mit einem Satz unter dem Tisch hervor, auf den Gärtner zu, wie ein Sprinter Millisekunden nach dem Startschuss und riss mit der Leine seine beiden Stühle mit sich. Die Lehne des einen traf den Gärtner am Kopf, während er sich um sich selbst drehte. Schlagartig wurde ihr klar, dass der Gärtner einen epileptischen Anfall haben musste. Hat der Hund das gerochen?

Ihr Gegenüber sprang auf, blickte sie misstrauisch an, ging dann einen Schritt rückwärts in Deckung und drehte sich um. Mit einer schnellen Handbewegung griff er ein schwarzes Lederetui, dass die ganze Zeit neben ihm auf einem freien Stuhl gelegen hatte und lief leicht geduckt zum rückwärtigen Teil des Innenraums. Wo will er hin? Viele Leute stieben nun auseinander, jemand lief auf den Gärtner zu, andere versuchten, so weit wie möglich weg zu kommen. Wo ist der Typ? Sie hatte sich ablenken lassen und sah nur noch, wie ihre Kontaktperson an der Garderobe verschwand. Verdammt! Sie wusste, dass es dort einen Abgang zu den Toiletten gab, das hatte sie am Vortag geprüft.