Eine Geschichte in 11 Kapiteln

Kapitel 10 - In dem gemeinsam geschlafen und im Dschungel aufgewacht wird

Endlich stand das Wochenende bevor.

Luisa freute sich riesig auf die erste gemeinsame Übernachtung bei Saskia im Keller. Sie war total gespannt, ob alles so hinhaut, wie Simon und sie es sich ausgemalt hatten. Song zeigte sich äußerst skeptisch und sagte bei jeder Gelegenheit, dass er nicht daran glaube und das könne alles gar nicht sein. Neugierig war er trotzdem und so machte er bis jetzt einfach mit.

Dann war da noch dieses unheimliche Erlebnis mit dem mysteriösen Buch heute morgen. Sie hatte es Simon in der großen Pause schon kurz erzählt, als sie für einen Moment allein waren. Als sie vor der Schule ihren Sportbeutel gerichtet hatte und aus dem Kleiderschrank gerade ihre Leggings heraus kramte, hatte es hinter ihr gerumst. Sie konnte beim Umdrehen gerade noch sehen, wie das mysteriöse Buch rötlich aufleuchtete und aus dem Regal an der gegenüberliegenden Wand heraus purzelte. Dabei riss das Buch die gläserne Feenfigur mit, die daneben stand. Das war eine ihrer Lieblingsfiguren in der Sammlung! Jetzt waren die Feen-Flügel abgebrochen. Total erschrocken hatte sie zuerst an ein kleines Erdbeben oder sowas gedacht. Aber dann fiel ihr auf, dass sonst nichts gewackelt hatte und sie auch kein Beben gespürt hatte. Außerdem war da dieses rote Leuchten des Buches, kurz bevor es herunter gefallen war. Als sie es aufhob, sah es wieder ganz normal aus.

Nee, normal war nichts an diesem Buch! Zuerst war sie sauer, dass ihre Feenfigur kaputt war und gab dem Buch die Schuld. Das Buch hatte ja die Figur herunter gerissen. Dann schoss ihr durch den Kopf, dass vielleicht ihr stiller Zuhörer vom ersten Traum unter dem Sternenzelt in Bedrängnis war und Hilfe brauchte. Immerhin war es schon eine Woche her, dass Simon am Wochenende bei ihr übernachtet hatte und sie zusammen im Traum auf dem schwebenden Berg den Stein der Weisheit erhalten hatten. Daher war sie umso glücklicher über ihren Plan für dieses Wochenende. Er würde ihr die Gelegenheit geben, nach dem Buch und dem Wesen darin zu sehen.


“Da seid ihr ja endlich”, rief sie Simon und Song entgegen, die schlitternd mit quietschenden Bremsen auf ihren Fahrrädern vor ihr zum Stehen kamen. Di e zwei und ihre Spielchen auf den Fahrzeugen! Egal ob es Roller, Rad oder Inliner waren. Sie bremsten immer erst auf den letzten Drücker.

“Song hatte seinen Rucksack noch nicht gepackt”, gab Simon vor, während er sein Rad abschloss. Song grinste verlegen und bot Luisa an, ihr eine Tasche abzunehmen. So betraten sie gemeinsam ihre Übernachtungsstätte. Die Seitentür zu Saskias Partykeller war echt genial. So konnten sie ganz unabhängig von Saskia rein und raus und waren vollkommen ungestört.

Es war schon echt cool von Saskia, ihnen den gemütlichen Keller für die nächsten Tage zu überlassen. Saskia meinte, dass sie eh für Klausuren büffeln musste, die jetzt zum Semesterende anstanden. Keine Zeit also für Parties im Keller. Dass Simon angeboten hatte, er und seine Freunde würden in dieser Zeit die Kehrwoche übernehmen, war ihr ganz recht. Kehrwoche hasste Saskia nämlich!

Drinnen angekommen, legten die Drei ihre Sachen erst mal in einer Ecke ab. “Kommt, lasst uns unsere Sachen verräumen”, rief Simon. Innerhalb kurzer Zeit sah es schon ganz gemütlich aus. Sie hatten sich eine Schlafecke mit den Schlafsäcken zurecht gemacht. Die Ecke mit dem Tisch und der Holzbank hatten sie zum Essen oder zum Spielen. An der Seite gegenüber war die Bar von Saskia. Dort konnte man sich was zu essen richten, wenn man wollte. Sogar einen Kühlschrank gab es hier.

Song schaute Simon und Luisa erwartungsvoll an. “Und was nun?” Luisa führte die Jungs zur Sitzecke und sie steckten dort ihre Köpfe zusammen. “Ich hatte dir ja schon von dem seltsamen Buch erzählt. Wir vermuten, dass wir gemeinsam in einem Traum landen, wenn wir beim Einschlafen alle das Buch berühren.” begann Luisa. “Aus den letzten Träumen wissen wir, dass es ein grosses Rätsel gibt und man dazu diese Steine braucht”, fuhr Simon fort. “Um die Worte des Rätsels herum, waren im letzten Traum irgendwelche Zeichen. Ich dachte, es wären nur Verzierungen. Du hattest doch letztens altvietnamesische Schriftzeichen auf deinen Block gekritzelt... so ähnlich sahen ein paar der Zeichen aus”, erklärte Simon weiter. Man merkte ihm an, wie aufregend er seine Entdeckung mit den Schriftzeichen fand.

“Habt ihr denn die Schriftzeichen da?” fragte Song. “Nein! Das ist es ja! Das ganze Rätsel war auf einem riesigen Felsblock eingeritzt. Wir hatten eben nur das gelesen, was wir lesen konnten”, erwiderte Luisa. “Wenn du nun dabei wärst und es selbst sehen könntest, kommen wir vielleicht weiter...” überlegte Simon.

“Also Leute, ich weiss wirklich nicht... das Ganze klingt vollkommen verrückt. So was gibt’s doch gar nicht.” Song legte seine Stirn in Falten. “Auf der anderen Seite: so gute Schauspieler seid ihr nicht, dass ihr mich hier einfach nur verarscht.” Er stützte seinen Kopf in die Hände.

“Wir sind hier... warum sollten wir es nicht drauf ankommen lassen und schauen was passiert?” fragte Luisa. “Seid ihr müde? Wollen wir uns hinlegen?” Song und Simon starrten sie ungläubig an. Keiner von ihnen war müde. Sie waren regelrecht aufgedreht. “Ohne Schlaf, keine Träume!” gab Luisa zu bedenken.

Seufzend standen die Jungs auf und folgten ihr zur Schlafecke. Luisa legte die Schlafsäcke mit dem Kopfende in einen Kreis. Sie holte das mysteriöse Buch aus ihrem Rucksack und platzierte es in der Mitte des Kreises. Ruckzuck hatten sich die drei bettfertig gemacht und schlüpften in die Schlafsäcke. Simon hatte die Deckenlampen so herunter gedreht, dass es dämmerig wurde. Sie quatschten noch eine Weile über die Ereignisse der Woche.

Irgendwann sagte Song: “Also, wenn ich da so im Dämmerlicht liege, muss ich echt schon gähnen. Vielleicht schlafen wir doch schneller ein, als gedacht!” “Die zwei Sportstunden heute waren auch echt anstrengend”, gähnte Luisa. “Vergeßt nicht, eure Hand auf das Buch zu legen, bevor ihr wegpennt”, erinnerte Simon mit einer Stimme, die schon deutlich schläfrig war.

Kein Wunder, dass der hundemüde ist, dachte Luisa. Sie hatte beobachtet, dass Simon beim Sprint im Sportunterricht alles gegeben hatte, weil der sich gegen Lukas nicht kampflos geschlagen geben wollte. Diesmal hatte es jedoch nicht gereicht. Lukas hatte am Ende die Nase vorn. Beim Laufen gaben sich die beiden nichts, lagen stets Kopf an Kopf.

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