Kapitel 09 - In dem Hilfe und der Schlüssel zu einem Keller gefunden wird

“Tschüss Simon, bis morgen!”, verabschiedete sich Noushin und trabte in die andere Richtung davon.
“Viel Erfolg mit dem Mathe-Blatt heute mittag. Wenn du Hilfe brauchst, ruf’ Luisa an”, winkte Simon seiner Klassenkameradin nach. Er drehte sich um und rannte den Weg hinunter zum Spielplatz. Luisa und er hatten einen Platz verabredet, wo sie sich treffen konnten, um nach der Schule noch in Ruhe Dinge zu besprechen, ohne neugierige Mädchen und Jungs. Es war total lästig, wenn die kichernden Mädchen ständig versuchten, Luisa und ihn zum ‘Ehepaar’ zu machen. So was Lächerliches!

“Hey, gut dass du kommst. Mir ist vorhin in Geschichte was aufgefallen!”, rief Simon freudig von der Schaukel hinüber zu Luisa, die kurz darauf den Weg runter kam und sprang mit einem weiten Satz von der Schaukel bis ans Ende der Sandgrube.
“Song könnte uns eine Hilfe sein”, sagte er zu Luisa.

“Wie Hilfe? Und bei was? Und warum Song? Wir wollten doch nichts erzählen, Simon”, rief Luisa ein klein wenig ärgerlich.
“’Hör mir doch erst mal richtig zu, sagt meine Freundin immer”, grinste Simon sie an. Upps, das hatte gesessen. Luisa schaute kurz beleidigt und sagte nichts mehr. Als Simon sie einfach nur anschaute und schwieg, wandelten sich ihre Augen und sahen wieder neugierig zu Simon.
“Also gut. Du hast Recht. Lass schon hören”, knuffte sie ihn in die Seite.

“Also: wir haben doch an dem Felsen das Rätsel gelesen. Erinnerst du dich?”, fing Simon an.
“Klar! War ja ein ziemlich aufregender Traum”, erwiderte Luisa.
“Erinnerst du dich auch daran, dass da noch ein Haufen andere Kerben waren? Ich habe es für Verzierungen gehalten. Aber Song malt auch solche Zeichen auf seinen Notizblock. Jetzt pass auf: das ist vietnamesisch!”, erzählte Simon immer aufgeregter.

“Äh, du meinst, da steht noch mehr?”, fragte Luisa vorsichtig.
“Ja, und wir konnten es nur nicht lesen.”
“Und du meinst, Song kann es?”
“Er kann es schreiben, dann muss er es doch auch lesen können...”, überlegte Simon. Luisa nickte langsam und nachdenklich.


Luisa wollte es Song unbedingt selbst erklären. Simon sollte währenddessen seine Kusine Saskia fragen, ob sie bei ihr unterschlupfen könnten, um Nachts gemeinsam zu träumen. Eine heikle Sache, er war ziemlich aufgeregt.

Die Türglocke klang wie rostige Nägel. Es dauerte ewig, bis jemand an die Türe kam. Als die dann auf ging, sah er erst mal nur Haare. Die tropften sogar. Es war Max.

“Hey Simon, was treibt dich denn her?”, fragte Max, nachdem er seine dicken und tropfenden Rastalocken mit einem Lederband hinter dem Kopf zusammengebunden hatte. Gut, dass er ein Handtuch dabei hatte. Hier war ja alles nass.
“Äh, Max, äh... ist Saskia da?”, fragte Simon den Freund von Saskia, der mit ihr zusammen in der Stadt an der Universität studierte. Uff, der hat nackte Füße. Simon fröstelte ein bisschen, als er Max barfuß ins Wohnzimmer gehen sah und sich nicht sicher war, ob er jetzt hinterher gehen oder warten sollte.
“Ja, komm rein, die repariert gerade die Kochplatten am Herd.”

Die Wohnung der beiden sah sehr seltsam aus. Überall standen lustige Sachen rum. Meist irgendwas in beige, braun, grau, schwarz oder silber. Max sammelte alle möglichen gefundenen Steine bei seinen Ausflügen mit den anderen Studenten von der Uni. Steinsammler? Konnte man das studieren?

Saskia saß am Herd, der teilweise auseinander gebaut war und hatte Schraubendreher, Klemmen und Kabel um sich herumliegen.
“Hi, Simon, was führt dich zu uns? Gibst du mir mal den Imbus-Schlüssel?”, schaute Saskia über die Schulter. Sie hatte die schönsten Haare, die Simon je gesehen hatte: glänzend nussbraun und lang und lockig. Und wie immer ein verschmitztes Lächeln im Gesicht, direkt unter den vielen Sommersprossen.

“Äh, Saskia, ich hab... also, ich wollte fragen... mhmm...”, suchte Simon eine gute Erklärung für seinen waghalsigen Plan.
“Was jetzt? Du bist ja ganz aufgeregt!”, kicherte Saskia und legte ihm eine Hand auf den Arm.
“Chill mal, Bub, ich bin’s doch nur, deine verrückte Kusine!”, säuselte sie und zog die Nase kraus. Ein unterdrücktes Lachen kam von hinten über Simons Schulter.

“Simon will was von uns, er traut sich nur nicht, zu fragen, vermute ich mal”, sagte Max zu einem seiner Steine, den er von einem Regal auf einen Tisch legte.

“Echt?”, Saskia zog eine Augenbraue hoch.
“Ich wollte fragen, ob wir euren Keller mieten können”, platzte Simon heraus.
Die Zwei lachten schallend und Einem war es mega-peinlich. Das war Simon.


Warum sollte ein Studenten-Pärchen einem Sechstklässler seinen Keller vermieten?
Na gut, es war ein besonderer Keller. Er hatte einen gemütlichen Teppichboden, war warm, hatte coole Lichter, zum Dimmen und in Farbe, man konnte darin prima Filme gucken und zocken. Alles das hatte er schon erlebt, als Saskia ihn einmal eingeladen hatte, diesen Sommer. Als Dankeschön dafür, dass Simon, seine Familie und ein paar Freunde ihnen geholfen hatten, das riesige Bett aus den Kleinanzeigen abzuholen, auseinander zu bauen, zu verladen und bei ihnen in der Wohnung wieder zusammen zu bauen. Sein Vater und sein großer Bruder hatten geholfen, dann noch Song, Luisa und ein anderer Freund aus der Klasse. Zum Dank gab es einen Zock-Abend und eine Übernachtungsparty.

Saskia hatte gemerkt, dass es Simon echt wichtig war und schien durch ihn hindurch in seinen Kopf zu schauen. Ganz ernst hatte sie gemeint, “wenn das eine so wichtige Sache ist, seid ihr uns natürlich willkommen. Klar, ihr könnt hier nochmal übernachten, kein Problem.” Als sie ihn dann zur Tür hinaus brachte, meinte sie verschwörerisch, dass sie ja diesen separaten Eingang hätten und dazu gäbe es auch einen Schlüssel. Simon war wahnsinnig stolz, dass Saskia ihm so vertraute und ihm sogar gezeigt hatte, wo der Schlüssel zu finden war. Eine tolle Kusine, auch wenn sie schon so viel älter war, als er.

Jetzt war er nur noch neugierig, wie das mit Song und Luisa gelaufen war.


Wo sind diese beiden Kinder nur?
Ich warte nun schon mehrere Tage darauf, dass sie zurück kommen. Ich brauche sie!

Für den nächsten Besuch ist alles vorbereitet. Ich habe die Welt ausgewählt, ich habe ihren Platz ausgewählt, ich habe alles vorbereitet, wie ich es selbst auch vorgefunden habe und sogar besser. Sie müssen das Rätsel für mich lösen. Sie müssen den Stein finden. Ich will es endlich erleben!

Zorn! Da war ein kleiner Funke Hoffnung, endlich weiter zukommen und nicht auf der Stelle zu treten. Und sie lassen mich jetzt hängen! Energie, die sich in mir aufbaut und einen Ausweg sucht. Etwas muss für meine Ungeduld weichen. Ich rase vor Spannung!

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